MIDWIVES

MIDWIVES ½
Filmstart: 26.01.2023 | FSK 12
© jip film & verleih

Myanmar, Kanada, Deutschland 2022

Genre: Dokumentarfilm
Länge: rund 90 Min.
Regie: Snow Hnin Ei Hlaing
Buch: Snow Hnin Ei Hlaing
Kamera: Soe Kyaw Htin Tun
Schnitt: Mila Aung-Thwin, Ryan Mullins, Snow Hnin Ei Hlaing
Musik: Olivier Alary Johannes Malfatti

Die muslimischen Rohingya gelten als eine der meist verfolgten Minderheiten in Asien. Diese Doku handelt vom Engagement zweier Hebammen, einer Muslima und einer Buddhistin, die sich in einer behelfsmäßig eingerichteten Klinik im Westen Myanmars* diesen Menschen widmen, ihnen ärztlichen und psychologischen support geben. Die Muslima Nyo Nyo hat trotz ihres Engagements und obwohl ihre Familie seit Generationen in der Region lebt, immer noch mit Angriffen zu kämpfen. Die Buddhistin Hla riskiert, indem sie Nyo Nyo stützt und ihr hilft, auch das eigene Wohl.

Sechs Jahre lang hat das Team die beiden begleitet und ihre manchmal sehr verzweifelte Reise eingefangen. In einem Umfeld von Demonstrationen, Chaos und Gewalt lassen sie ihren Traum von einer ordentlichen Klinik (Gebäude statt Zeltplanen) nie fallen. Der von der deutschen AMA Film produzierte Dokumentarfilm, lief auf zahlreichen internationalen Filmfestivals und wurde auf dem diesjährigen Sundance Film Festival mit dem World Cinema Documentary Special Jury Award ausgezeichnet. Die evangelische Filmjury kürte MIDWIVES aktuell zum „Film des Monats“ Januar 2023.

Die Dokumentaristin beobachtet ohne jede Sentimentalität und Polemik das Wirken der beiden Frauen, die als Macherinnen - so schien mir - hauptsächlich von schweigenden Männern umreiht sind. Es ist das Beste, was eine Doku leisten kann: dass wir uns einer für uns sehr fremden Lebenswirklichkeit problemlos nähern und in die Menschen hineinversetzen können und erkennen, dass auch unter den härtesten Umständen ein Traum von etwas Größerem, davon, Menschen (hier: Frauen) helfen zu dürfen, umgesetzt werden kann. Zu Recht erhielt die Doku beim Sundance Festival den World Cinema Documentary Special Jury Award for Excellence in Vérité Filmmaking. - Übrigens verbindet die Regisseurin und die beiden portraitierten Frauen heute eine innige Freundschaft. Ich hänge meinem Kommentar ein Statement von Snow Hnin Ei Hlaing an. 

Wichtige, wohltuende und sehr gut gemachte Doku. Sehenswert.

cnm

*Das Land Myanmar grenzt an Thailand, Laos, Bangladesch, China und Indien und hat 52 Mio EinwohnerInnen. Es ist etwa doppelt so groß wie Deutschland und mit 135 ethnischen Gruppen ein Vielvölkerstaat.


FILMFESTIVALS & PREISE 

Preise

2022 World Cinema Documentary Special Jury Award for Excellence in Vérité                    Filmmaking – Sundance Filmfestival

2022 Vaclav Havel Preis – One World International Human Rights Documentary Film         Festival Prag 

2022 Jury Award for the Best Documentary – Indie Meme FF, Austin 2022


2022 Asian Competition Grand Prize und Next Award – DMZ International                        Documentary Film Festival 2022 


Festivals

2022 Sundance Film Festival

2022 Big Sky FF, Montana

2022 CPH:DOX, Kopenhagen

2022 One World Int'l Human Rights Film Festival, Prag

2022 Cleveland FF

2022 Women+Film Festival, Vermont

2022 Indie Meme FF, Austin

2022 San Francisco FF

2022 Hot Docs, Toronto

2022 DokFest München

2022 Minneapolis St Paul Int. Film Festival

2022 Docs Against Gravity, Polen

2022 Human Rights Watch FF, New York

2022 DocAviv, Tel Aviv

2022 Sydney Film Festival, Australien

2022 Sheffield International Documentary Film Festival, UK





STATEMENT DER REGISSEURIN SNOW HNIN EI HLAING

Ich wurde im Bundesstaat Rakhine, dem westlichen Teil von
Myanmar, geboren. Als ich ein Kind war, schien es mir, als
könnten Buddhisten und Muslime friedlich Seite an Seite leben.
Als Erwachsene lebte und arbeitete ich 2012 als Filmemacherin
in Yangon, als die Nachrichten über den Rohingya-Konflikt an
die Öffentlichkeit drangen. Ich weigerte mich zu glauben, dass
die Hassreden, die ich damals in den Medien hörte, die Realität
widerspiegelten. Also kehrte ich in meine Heimatstadt zurück,
um mich selbst und mein Volk besser zu verstehen und
herauszufinden, woher all diese Wut und dieser Hass kamen.
Bei diesem Besuch lernte ich zwei außergewöhnliche Frauen
kennen, die buddhistische Hebamme Hla und ihre junge
muslimische Auszubildende Nyo Nyo. 

Meine erste Idee war, die Stimmen der Frauen aus der Konfliktregion
im Westen Myanmars zu stärken. Dann wollte ich, dass die
Menschen, die sich gegen die Ungerechtigkeit stellen, in der
gesamten Welt gehört werden, dass das Militär zur Verantwortung
gezogen und die Demokratie in Myanmar wiederhergestellt wird.
Ich glaube, dass es für ein Verständnis der Lage der Rohingya und des
burmesischen Volkes wesentlich ist, der Geschichte, die oft in
kurzen Nachrichten- beiträgen dargestellt wird, ein menschliches
Gesicht zu geben. Eine Geschichte, die ich unbedingt erzählen wollte.

Bevor ich diesen Film drehte, verstand ich nicht ganz, warum all
diese langen Bürgerkriege in meinem Land vorherrschten und
warum der Konflikt zwischen den buddhistischen Rakhine und
den Rohingya stattfand. Nachdem ich das Leben der Menschen
im Rakhine-Staat über längere Zeit beobachtet und miterlebt
hatte, verstand ich, dass all die Ungerechtigkeiten und Gewalttaten,
die in meinem Land geschehen, Hass und Gewalt säen und wie
viel davon vom Militärrat inszeniert wurde.

(...)


Täglich mussten wir von Mrauk U, der größeren Stadt, in der wir
untergebracht waren, in Nyo Nyo und Hla's Dorf fahren. Auf dieser
Route gibt es Militärkontrollpunkte und heftige Kämpfe zwischen
der Rakhine-Armee und dem Militär von Myanmar. Es hätte
leicht passieren können, dass uns eine Bombe oder eine Mörsergranate
getroffen hätte. Wir arbeiteten unter großer Anspannung.

Der eigentliche Erfolg des Films für mich ist, dass ich eine
tiefe Freundschaft mit meinen Hauptprotagonistinnen Nyo Nyo
und Hla geschlossen habe. Sie sind ein Teil meines Lebens geworden
und inspirieren mich durch ihr Talent, ihre Offenheit, ihren Humor,
Mut und ihre Stärke. Sie halfen mir die Kämpfe von Frauen
und Menschen in Konfliktregionen zu verstehen. All die Erfahrungen
und Prozesse, die ich auf meiner Reise als Filmemacherin gemacht
habe, haben ein Bewusstsein und Empathie für das Leben der
Rohingya und aller Minderheiten in meinem Land geschaffen.



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