TEL AVIV - BEIRUT

TEL AVIV - BEIRUT ★★★☆☆
Originaltitel: Tel-Aviv - Beirut | Filmstart: 14.09.2023 | FSK 12
Talia Maidenberg | © Neue Visionen



Frankreich, Deutschland, Zypern 2022
Genre: Drama
Länge: rund 120 Min.
Regie: Michale Boganim
Buch: Michale Boganim
Cast: Zalfa Seurat, Maayane Elfassy Boganim, Shlomi Elkabetz, Amit Shushani, Sarah Adler, Taila Maidenberg, Younes Bouab, Sofia Essaïdi, Claudia Bruno, Serena Minassian, Georges Iskendar, Mihan Deille, Avishai Cohen, Noam Boukobza
Kamera: Axel Schneppat
Schnitt: Anne Weil Kotlarski
Musik: Avishai Cohen

Der folgende Text ist mehr eine Inhaltsangabe als eine Kurzfassung, weil ich mich nicht für einen Schwerpunkt entscheiden konnte; alles hängt unbedingt zusammen, und alles schien mir wichtig. 

1984. Während der Krieg im Libanon tobt, wird der junge israelische Soldat Yossi kurz nach der Geburt seines Sohnes von seiner Frau Myriam getrennt. Im Libanon lernt er die harte Realität und Brutalität des Krieges an der Seite von Fouad kennen, einem Kämpfer der Südlibanesischen Armee, einer von Israel unterstützten Miliz, um dem Vormarsch der Hisbollah entgegenzuwirken. Die Freundschaft beginnt, als Yossi Fouad’s Tochter Tanya bei einem bewaffneten Häuserkampf das Leben rettet. Kurz darauf kommt allerdings Fouads Ehefrau durch eine Bombe ums Leben. Yossi kämpft weiterhin für die Israelis im Libanon, während seine Frau Myriam ihren gemeinsamen Sohn Gil in Tel Aviv großzieht und allein klarkommen muss.

Als im Jahr 2000 die Hisbollah-Organisation den Libanon übernimmt, hilft Yossi seinem Freund Fouad und dessen Tochter Tanya bei der Flucht aus dem Land, um einer drohenden Bestrafung zu entgehen, da er 16 Jahre lang gegen sie gearbeitet hat. Fouad und Tanya finden Zuflucht in Israel und müssen dort zurückgezogen und unerwünscht ihr Exilleben bestreiten. Die Freundschaft zwischen Yossi und Fouad hat keine Chance mehr, und der Kontakt bricht ab.

Die Ehe zwischen Yossi und Myriam scheitert an der langen Zeit der Trennung. Der gemeinsame Sohn Gil, der eigentlich nach Paris gehen und dort studieren wollte, entscheidet sich gegen den Willen seiner Mutter für den Kampf als israelischer Soldat an der Grenze.

Einige Jahre später, 2006, bricht im Libanon erneut Krieg aus, der zu Spannungen an der israelischen Grenze führt. Bei einem Angriff werden israelische Soldaten getötet und einige vermisst – darunter auch Gil. Währenddessen ergeht es Fouad gesundheitlich immer schlechter und Tanya bittet Yossi um Hilfe. Als sie Medikamente im Krankenhaus abholen möchte, trifft sie auf Myriam, die seit dem Angriff kein Lebenszeichen von Gil gehört hat und kurzerhand beschließt, mit Tanya’s Hilfe zur Grenze zu fahren um nach Gil zu suchen. Diese Reise ermöglicht es den beiden Frauen, ihre Sorgen zu teilen, Erfahrungen auszutauschen, Verständnis aufzubringen und gegenseitigen Respekt aufzubauen. 

_ _ _ 

Die in Israel 1977 geborene und in Frankreich aufgewachsene Regisseurin Michele Boganim sagt über ihre Vorgehensweise: 
"Ursprünglich wollte ich, dass der Film nur im Jahr 2006 spielt und sich um die libanesische Gemeinschaft dreht, die nach Israel geflohen ist. Dann merkte ich, dass man diese Situation nicht verstehen kann, ohne die Ereignisse davor zu kennen. Daraufhin strukturierte ich den Film in drei Kapitel: Krieg und Besetzung, Rückzug der israelischen Streitkräfte, und dann wieder Krieg. Ich wollte zeigen, dass es eine Wiederholung der Ereignisse und dieses Konflikts in der Zeit gibt, wie ein Teufelskreis ohne Ende. Mir war es wichtig, den Film auf beiden Seiten der Grenze aufzubauen, in dem die Geschichte dieser beiden Frauen, Myriam und Tanya, über mehrere Jahre hinweg, von Generation zu Generation, parallel erzählt wird".

Episch und mit - dem bitteren Thema zum Trotz - wunderschönen Bildern erzählt der Film auf einfühlsame Weise davon, dass Grenzen zwar von Menschen gemacht sind, aber nicht von den Menschen gewollt. Bewusst wurde hier konsequent die Perspektive der beiden Frauen Myriam und Tanya eingenommen und das Kriegsgeschehen "ins Off" verlegt. Leidtragende sind die Ehepartner, die Eltern von Kindern, die Kinder von Eltern, die immer aufs Neue mit Verlustschmerz zu leben haben. Schlimmstenfalls verliert ein Mensch zuerst Eltern, später das eigene Kind. - Dass der Krieg nichts an den Banden der Liebe, Familie bzw. Wahlfamilie ändern kann, ist das große Verdienst dieser Erzählung, die sich nicht auf einfache Lösungen einlässt, sondern beklemmende Fragen stellt.

cnm 

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