SILENT NIGHT - STUMME RACHE

SILENT NIGHT - STUMME RACHE ½☆☆☆☆
Originaltitel: Silent Night | Filmstart: 14.12.2023 | FSK 18
Joel Kinnaman | © Leonine



USA 2023

Genre: Action
Länge: 104 Min.
Regie: John Woo
Buch: Robert Archer Lynn
Cast: Joel Kinnaman, Kid Cudi, Harold Torres, Catalina Sandino Moreno u.a.
Kamera: Sharone Meir
Schnitt: Zach Staenberg ACE
Musik: Marco Beltrami

Brian Godlock muss mit ansehen, wie sein kleiner Sohn an Heiligabend in das Kreuzfeuer einer Gang gerät und stirbt. Dabei wird Godlock selbst schwer verletzt und infolgedessen seiner Stimme beraubt. Rache wird nun zu seiner einzigen Mission, und er beginnt dafür ein hartes Training. Godlock ist bereit, alles zu riskieren, um den Tod seines Sohnes zu vergelten. Das Vorhaben wird auch zur Zerreißprobe für seine Ehe.

Gegen einen Rache-Epos ist grundsätzlich nichts einzuwenden - denken wir beispielsweise an Kill Bill Vol. 1 und Vol. 2 (2003 und 2004, R.: Quentin Tarantino). Dass es brutal, wüst und blutig abläuft, ist vom Genre zu erwarten und gewünscht. Diese Parameter werden von Silent Night üppig bedient. Kamera und Schnitt leisten solide ab, die Musik überdurchschnittlich (sehr hörenswert!). Doch darüberhinaus fehlt es beinahe an allem.

Der Hauptfigur, dem Vater, der schusswundenbedingt seine Stimme verliert, läuft beinahe der gesamte Film stumm ab. Das bedeutet: auch die Nebenfiguren sprechen nicht! Für mich hat das keinerlei Sinn ergeben. Ein trauerndes Elternpaar (ohne erkennbaren Beruf oder persönliches Umfeld) verständigt sich über Mimik und Gestik?! Ganoven unter sich schweigen sich an? Nicht selten schien es mir, als habe ich es mit einer Art Skizze für einen noch im Entwurf befindlichen Film zu tun. Und selbst, wenn wir diesen Umstand akzeptierten... das Spiel sämtlicher Figuren war schrecklich schablonenhaft, keinerlei Dimensionalität erkennbar!

Weiter haben wir es mit mustergültiger Drehbuchwillkür zu tun: Jemand, der den Schusswaffengebrauch lediglich am Schießstand geübt hat, ist plötzlich in der Lage, aus einem fahrenden Auto auf fahrende Autos wie ein routinierter Scharfschütze zu feuern? Jemand, der gerade mehrere Kugeln direkt in seinen Torso abbekommen hat, ist noch in der Lage, einen Bär von einem Mann mit aller Kraft zu würgen? (Kann endlos fortgesetzt werden).

Womit sich der gesamte auf das Eine reduzieren lässt: die Action, Geballer, jede Menge Blut - und eine Rührseligkeit nah an der Grenze zur unfreiwilligen Komik gegen Ende. Für alle, die's brauchen.

Ein wenig mehr als Brachialpsychologie und ein Ansatz von Hintergrundstory hätten dem Film ganz sicher gutgetan.

cnm 

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