AMSEL IM BROMBEERSTRAUCH

AMSEL IM BROMBEERSTRAUCH ★★★★½☆
Originaltitel: Blackbird Blackbird Blackberry | Filmstart: 18.04.2024 | FSK 12
Eka Chavleishvili, Temiko Chinchinadze | © ALVA FILM & TAKES FILM



Georgien, Schweiz 2023
Genre: Liebesfilm
Länge: 101 Min.
Regie: Elene Naveriani
Buch: Nikoloz Mdivani, Elene Naveriani
Nach: Tamta Melashvili (Roman)
Cast: Eka Chavleishvili, Temiko Chinchinadze, Pikria Nikabadze, Anka Khurtsidze, Tmar Mdinaradze, Lia Abuladze
Kamera: Agnesh Pakozdi
Schnitt: Aurora Franco Vögeli

Etero wird von den anderen Frauen in dem abgelegenen georgischen Dorf, in dem sie einen kleinen Laden betreibt, skeptisch beäugt. Sie geht auf die fünfzig zu, ist ohne Mann und hat ihre ganz eigene, autarke Art zu leben. Sie selbst ist schon lange im Reinen mit sich, mit ihren runden Körperformen und ihrer Unabhängigkeit. Dann aber irritiert sie zunächst ein Sturz, den sie überlebt und kurz darauf ein Mann, dem sie begegnet und der etwas in ihr auslöst: ein Begehren! Zwischen den beiden entspinnt sich eine vage Romanze, die Eteros Prinzipien auf die Probe stellt: will sie weiterhin völlig unabhängig leben oder sich vielleicht an jemanden binden? - Romanverfilmung nach Tamta Melashvili.

Elene Naverianis' reduzierter Inszenierungsstil erinnert stark an die Filme von Kaurismäki. Das Wichtigste sind nicht die Worte, sondern Blicke und Gesten; der Film könnte fast schon als Stummfilm funktionieren. Der Kampf einer Frau gegen eine Front aus SpießerInnen, die auf sie herabschauen, ohne die sie allerdings auch nur schwer sozial überleben könnte, das Ringen mit sich selbst um ein selbstbestimmtes Leben, wenn gleichzeitig die Liebe winkt (ich weiß, wie das klingt)... das alles erzählt die Regisseurin in einem köstlich spröden Ton, der trotz des vermeintlich harten Tons unendlich viel Zartheit transportiert. - Einige Dialogpassagen haben es wirklich in sich, öffnen den Blick in ein emanzipiert-feministisches Denken (und Fühlen), sind gleichsam entwaffnend und beglückend.

Im Zentrum steht eine hinreißende Darstellerin, die faszinierende Eka Chavleishvili, die - wie geschnitzt für diesen Film - ihren Part mit umwerfend zurückhaltender Grandezza spielt. Ohne sie wäre der Film nur die halbe Miete. Gern möchte ich andeuten, dass das halboffene Ende des Films eine ganz besondere Wendung bereithält.

(Nicht nur) für ArtHaus-Fans ist dieses Frauenporträt ohne Frage ein Muss.

cnm 

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