DIE FOTOGRAFIN

DIE FOTOGRAFIN ★★★★☆☆
Originaltitel: Lee | Filmstart: 19.09.2024 | FSK 12
Kate Winslet | © StudioCanal Deutschland



Großbritannien 2023
Genre: Biopic, Drama
Länge: 116 Min.
Regie: Ellen Kuras
Buch: Liz Hannah, Marion Hume, John Collee
Casting: Olivia Grant, Lucy Bevan, Katalin Baranyi
Cast: Kate Winslet, Andy Samberg, Josh O'Connor, Alexander Skarsgård, Marion Cotillard, Andrea Riseborough, Noemie Merlant u.a.
Kamera: Pawel Edelman
Schnitt: Mikkel Nielsen
Musik: Alexandre Desplat

Lee Miller - 1907 in Poughkeepsie, New York, geboren - wurde als junge Frau vom Verlag Condé Nast entdeckt und machte zunächst Karriere als Fotomodell und war u.a. Muse des Avantgarde-Fotografen Man Ray. Als starker Persönlichkeit reichte es ihr natürlich nicht, bloß ein Objekt vor Kameras zu sein. Als der 2. Weltkrieg naht, ändert sich für Lee über Nacht fast alles: Kurz vor dem Blitzkrieg folgt sie der Liebe ihres Lebens, dem Kunsthändler Roland Penrose, in seine Heimatstadt London, wo sie schließlich einen Job als Fotografin für die britische Vogue bekommt. Frustriert von den Restriktionen, denen sie sich als weibliche Mitarbeitende ausgesetzt sieht, drängt sie darauf, als Berichterstattende an die Front gehen zu dürfen - was abgewiesen wird. Mit einer Kriegsakkreditierung aus den USA macht Miller sich schließlich doch auf den Weg nach Europa und macht schließlich nach Kriegsende unter schwierigsten Bedingungen Bilderu.a.  in verlassenen Konzentrationslagern, die in die Geschichte eingehen. 

Das heh're Anliegen der Schauspielerin Kate Winslet, die dieses Projekt vorangetrieben hat, steht außer Frage. Ihr Engagement manifestiert sich allein schon in dem elitären Cast, der zur Qualität beiträgt und Publikum anzieht. Leider ist das Ergebnis auffallend glatt geraten: hochästhetische Bilder meist vom Stativ, perfekt in Farbgestaltung und Ausleuchtung, inmitten dessen eine top gestylte Protagonistin, die in die meisten Szenen des Films nicht so recht passen will: als junge Frau etwas zu alt, als alte Frau (Maskenversäumnis) etwas zu jung, für Kriegszeiten etwas zu füllig (Vgl. Fotos der realen Lee Miller). Dass sie diese Deplatzierung in einer Szene selbst thematisiert, macht die Schieflage leider nicht wett, denn persönliche Befindlichkeiten der Schauspielerin gehören kaum hierhin. Marion Cotillard beweist neben Winslet, wie es auch gehen kann: jeder Moment ihrer kleineren Rolle als lebensfrohe, später dann ausgehungerte und am Boden zerstörte Freundin, ist pure schauspielerische Hingabe und in keinem Moment von persönlicher Eitelkeit geprägt - die pure Magie, welche den Film jedes Mal zu etwas Größerem macht.
Die Neigung zum Pittoresken verschwindet in den letzten, zentral wichtigen Szenen. Hier gelingt der Film im besten Sinne geschmack- und respektvoll, hinterlässt einen bleibenden Eindruck, den man so schnell nicht vergisst - mit einem Blick, der glücklicherweise nie ins Voyeuristische driftet (was unverzeihlich gewesen wäre). Mit dieser Mischung aus Kino der gefälligen Schauwerte fürs größere Publikum und der Betonung, wie wichtig die Erinnerungskultur ist ("It was real"), hat Kate Winslet mit Die Fotografin trotz aller kritischen Aspekte einen relevanten und lohnenden Film initiiert.

cnm 

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