THE SUBSTANCE

THE SUBSTANCE ★★★★☆☆
Filmstart: 19.09.2024 | FSK 16
Demi Moore | © MUBI



USA, Großbritannien, Frankreich 2024
Genre: Horror, Groteske
Länge: 140 Min. (langer Film)
Regie: Coralie Fargeat
Buch: Coralie Fargeat
Casting: Laure Cochener
Cast: Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid u.a.
Kamera: Benjamin Kračun
Schnitt: Coralie Fargeat, Jérôme Eltabet, Valentin Féron
Musik: Raffertie

Infotext des Verleihs im Wortlaut:
"In einem der besten Auftritte ihrer Karriere brilliert Demi Moore als Elisabeth Sparkle, eine ehemalige A-Prominente, die ihre Blütezeit hinter sich hat und plötzlich vom widerlichen Fernsehchef Harvey (Dennis Quaid) aus der eigenen Fitness-Fernsehsendung gefeuert wird.

Da ergreift sie die Chance, die ihr eine mysteriöse neue Droge bietet: The Substance. Eine einzige Injektion genügt und sie wird – vorübergehend – als wunderschöne Mittzwanzigerin namens Sue (Margaret Qualley) wiedergeboren. Die einzige Regel? Sie müssen sich die Zeit teilen: genau eine Woche im einen Körper, dann eine Woche im anderen. Ohne Ausnahme. Die perfekte Balance. Was kann schon schiefgehen?

Coralie Fargeats wahnsinnig unterhaltsame und schonungslos satirische Cannes-Sensation nimmt den toxischen Schönheitskult auf die Schippe und erzählt eine Geschichte für die Ewigkeit, in der man aufpassen muss, was man sich wünscht. The Substance ist explosiv, provokant und abgedreht – und markiert die Ankunft einer aufregend visionären Filmemacherin".

Ich mit einem Blick auf diese Synopsis beginnen. Einer der "besten Auftritte ihrer Karriere" wird konstatiert, in dem Moore eine "ehemalige A-Prominente" spielt. Ein Text zu einem Film, der über Superlative erzählt, wird auch in Superlativen formuliert. Ist Moore noch eine A-Schauspielerin? Mit diesem schon? Oder wieder? Konnte sie ihre öffentliche Persona noch retten? Geht es tatsächlich um "toxischen Schönheitskult"? Mitnichten! Es geht um den Jugendkult und thematisiert damit Altersdiskriminierung im Zusammenhang mit - schlimmes Wort - Selbstoptimierung. Denn Demi Moore ist fraglos eine schöne Frau, die bloß nicht mehr jung ist. Und was ist überhaupt jung? Ist man laut Schönheits-Industrie nur dann noch schön, wenn man unter 30 ist? Diese Zeiten sind doch längst vorbei und die Problematik damit recht behauptet und eigentlich kontraproduktiv angegangen. Oder, schlimmer, der Film trifft hiermit ins Mark!

Unbestreitbar ist The Substance ein spektakulärer Film, aber eher im Sinne von bizarren und grotesken Schauwerten. Die Wahl der Kamerawinkel und -objektiven erinnert an die suggestive und alptraumhafte Bildsprache des Kultregisseurs Kubrick, die Kulissen sind antiseptisch und ebenfalls spektakulär futuristisch gewählt, die Figuren sind zweidimensional, ja comichaft gezeichnet. In dieser Welt gelten allein die Fragen: bin ich (noch) schön (genug)?, gehöre ich (noch) dazu? Keineswegs werden menschliche Qualitäten oder Persönlichkeitsmerkmale angesprochen.

Sie sagen: "Wozu auch? Hier ist das Thema ein anderes"? Zum Vergleich möchte ich Die Frauen von Stepford (USA 1975, R.: Bryan Forbes) heranziehen. In diesem zeitlosen feministischen Horror ersetzen Männer (!) ihre Ehefrauen nicht durch schönere, sondern durch gefügsame! Sind FilmemacherInnen heute zu einer solch tiefgreifenden Gesellschaftskritik überhaupt noch fähig, oder sind sie dafür bereits zu sehr integraler Bestandteil einer Wettbewerbsgesellschaft?

The Substance befriedigt eher eine perverse Lust an der Schadenfreude und am simplen Bodyhorror, als dass er einen vernünftigen Beitrag zum Thema zu leisten hätte. Als Unterhaltungsfilm ist er allerdings zweifelsfrei einer der Herausragenden in seiner Gattung.

cnm 

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