ARMAND

ARMAND ★★★★
Start: 16.01.2025 | FSK 12
v.l.: Endre Hellestveit, Ellen Dorrit Petersen, Renate Reinsve | © Pandora Film / Eye Eye Pictures


Deutschland, Niederlande, Norwegen, Schweden 2024

Genre: Drama, Kammerspiel
Länge: 117 Min.
Regie: Halfdan Ullmann Tøndel
Buch: Halfdan Ullmann Tøndel
Casting: Jannicke Stendal Hansen
Cast: Renate Reinsve, Ellen Dorrit Petersen, Endre Hellestveit, Thea Lambrechts Vaulen, Øystein Røger, Vera Veljović-Jovanovič u.a.
Kamera: Pål Ulvik Rokseth
Schnitt: Robert Krantz
Musik: Ella van der Woude

An einem der letzten Tage vor den Schulferien passiert etwas zwischen dem sechsjährigen Armand und dem gleichaltrigen Jon. Die Details bleiben im Unklaren, lediglich beunruhigende Gerüchte kursieren. Der Schulleitung erscheint der Vorfall immerhin so schwerwiegend, dass die Eltern der beiden Jungen einbestellt werden. Doch das Gespräch zwischen der alleinerziehenden Elisabeth und Jons Eltern Sarah und Anders eskaliert schnell. Auf der Suche nach der Wahrheit geraten alle Beteiligten in einen Strudel aus Eitelkeiten, Eifersucht, Begehren und Zorn.

Regisseur Ullmann Tøndel beweist ein untrügliches Gespür für eine Filmsprache, die so atmosphärisch ist, dass man schon den Atem anhält, wenn jemand ein Blatt Papier fallen lässt oder die Kamera bloß einen leeren Flur entlangfährt. Mittels eines auf den ersten Blick simplen Kammerspiels leuchtet er in die hintersten Winkel einer der problematischsten Fragen im Zwischenmenschlichen: was ist wahr, was darf als wahr angenommen werden, wenn es um Schuld und Verantwortung geht - ähnlich wie in einem Gerichtsdrama. Dazu nutzt er überraschenderweise erzählerische und formale Brüche, geht ins Theatrale, in performances, die entfernt an Pina Bausch erinnern oder an Schauspielübungen. Momentweise kann das dann auch eine Überforderung für uns bedeuten - doch vibriert zwischen all diesen kleinen Exzessen die wichtige Botschaft: traue deinen Sinnen nicht!

Ullmann Tøndel zeigt sich mit seinem superben Ensemble als einer der vielversprechendsten Regisseure der Gegenwart, denn er spielt auf enigmatische Weise sowohl mit seinen Mitteln als auch mit uns: mit unseren Erwartungen und Sehgewohnheiten. Im besten Falle befreit er uns mit einer solchen Arbeit von einem allzu routinierten Blick auf das, was wir Wirklichkeit nennen.

cnm 

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