BABY
BABY ★★★★★☆
Start: 20.03.2025 | FSK 16
Brasilien, Frankreich, Niederlande 2024
Genre: Drama, LGBTQI+Länge: 106 Min.
Regie: Marcelo Caetano
Buch: Marcelo Caetano, Gabriel Domingues
Casting: Marcelo Caetano
Buch: Marcelo Caetano, Gabriel Domingues
Casting: Marcelo Caetano
Cast: João Pedro Mariano, Ricardo Teodoro, Ana Flavia Cavalcanti, Bruna Linzmeyer, Luiz Bertazzo, Marcelo Varzea, Patrick Coelho u.a.
Kamera: Joana Luz (Dafb), Pedro Sotero (Abc)
Schnitt: Fabian Remy
Musik: Bruno Prado, Caê Rolfsen
Kamera: Joana Luz (Dafb), Pedro Sotero (Abc)
Schnitt: Fabian Remy
Musik: Bruno Prado, Caê Rolfsen
Der 18jährige Wellington wird aus seiner zweijährigen Haft entlassen. Das ist in zunächst keine wirklich gute Sache, denn er steht ohne Familie da und muss bei null anfangen. Seine Eltern sind inzwischen verzogen und haben keinerlei Informationen hinterlassen. Er stromert durch die Straßen von São Paulo und begegnet in einem Sexkino dem deutlich älteren Ronaldo, der gerade anschafft. Es ist eine Sympathie auf den zweiten Blick, die beiden lernen sich näher kennen und Ronaldo entwickelt einen Beschützerinstinkt - darum nennt er Wellington auch "Baby". Während der Erfahrenere dem Jüngeren zeigt, wie man sich verkauft, entwickelt er einen obsessiven Besitzanspruch. Wellington ist dadurch hin- und hergerissen zwischen Dankbarkeit und Anziehung einerseits, dem Wunsch nach Freiheit andererseits.
Im Laufe dieses still und mitfühlend erzählten Prozesses eines jungen Mannes auf dem Weg in ein neues, selbstbestimmtes Leben lernen wir aus nächster Nähe und mit beeindruckender Authentizität das Sexworker-Milieu bzw. das junger queerer Menschen, die auf der Straße leben kennen, ohne dass es sich nach unnötigem Melodram oder auch nach klischeebeladener Verharmlosung anfühlt. Nein, wir tauchen ein in eine Welt, in der ausgegrenzte Menschen ihre Trauer verarbeiten, dennoch Spaß haben, einander zu helfen versuchen, aus einer komplizierten Situation das Beste zu machen. Zusammenhalt innerhalb der Wahlfamilie ist hier das Wichtigste, auch wenn die finanziellen Mittel für das Nötigste fehlen.
Alternativen bleiben nicht außen vor: die Begegnung mit einem Teil der Blutsfamilie des jungen Mannes glüht vor Schmerz und Hilflosigkeit (ich konnte mir keine authentischere Inszenierung vorstellen, das ist schon quasi-dokumentarisch), ein wohlhabenderer Freier Wellingtons scheint einen Ausweg zu bieten, führt aber nur wieder in eine andere Form von Abhängigkeit. Selbst die wichtige, liebevolle Beziehung zu Ronaldo bleibt natürlicherweise kompliziert... Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass es die eine, perfekte Verbindung kaum geben kann - dem wird der Regisseur mit seiner Arbeit, für die er sich sieben Jahre Zeit ließ, mehr als gerecht.
Sehens- und erlebenswerter queerer Film, der niemanden kaltlassen dürfte.
cnm
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