FRISCH

FRISCH ★★★★½
Start: 03.07.2025 | FSK 16
Louis Hofmann | © Leonhard Kairat / Port au Prince Pictures / Weydemann Bros



Deutschland 2024

Genre: Milieukino, Drama
Länge: 98 Min.
Regie: Damian John Harper
Buch: Damian John Harper
Nach: Mark McNay (Roman)
Casting: Suse Marquardt, Maren Friedrich
Cast: Ralf Richter (innerer Monolog), Louis Hofmann, Franz Pätzold, Sascha Geršak, Canan Kir, Pinar Erincin, Božidar Kocevski, Zejhun Demirov u.a.
Kamera: Leonhard Kairat
Schnitt: Lorna Hoefler-Steffen
Musik: Emma Elisabeth Harper

Eine ganz alltägliche Geschichte um zwei ungleiche Brüder im tiefsten Ruhrpott: Kai (24) und Mirko (27). Durch ihr gemeinsames Schicksal wurden sie zwar früh aneinander geschweißt, entwickelten sich jedoch in völlig andere Richtungen. Der drei Jahre jüngere Bruder Kai bemühte sich um ein geregeltes Leben mit Frau, Kind und einer Anstellung im Schlachthof, während Mirko zum Schwerkriminellen avancierte. Als Mirko vorzeitig aus dem Gefängnis heimkehrt, hat Kai ein Problem, denn die 10.000 €, die der Bruder ihm anvertraute, hat der Kleine längst verbraten. Daraus ergibt sich eine Schuldknechtschaft, die den Wohlmeinenden mit in die Kriminalität reißt. Kai soll mit schöner Regelmäßigkeit den Drogenkurier für Mirko machen. Das kann auf Dauer so gar nicht gut gehen!

Mit dieser Romanverfilmung legt Regisseur Harper einen so schmutzigen und rauen wie präzisen Milieufilm vor in einer Art, wie man sie heute im Kino eigentlich gar nicht mehr erwartet. Die Lust an krasser Bildsprache, ungewöhnlicher Lichtsetzung, theatralen Kulissen und radikalen Typen (fantastisch: die Leinwand-Neuentdeckung Franz Pätzold als gewissenloser Brutalo) erinnerte mich stark an Tom Tykwers Frühwerk Lola Rennt (1998). - Auch wenn einige Details seltsam auffallen (die Erzählerstimme aus dem Off, eine Art kommentierendes Gewissen, kann einem nach einer Weile auf den Wecker gehen, der Altersunterschied zwischen den Brüdern ist ausgesprochen unklar und verwirrend umgesetzt, die Zeitsprünge können einen durchaus überfordern...) überwiegt der Gaudi und die Lust am temporeichen Thrill. Ein Armin Rohde oder Hinnerk Schönemann hätten m.E. noch sehr gut in diesen Cast gepasst, um meinen Eindruck noch zu verdeutlichen.

Warnen möchte ich von einigen Szenen, die überraschend explizit (ja, widerlich sogar) Gewaltausübung zeigen. Das passt zwar aus bestimmten Gründen zwingend in die Erzählung, allerdings sollte man sich darauf gefasst machen.

Frisch ist adrenalingeladenes Genre- bzw. Milieukino vom Feinsten, dem ich persönlich seine Logikschwächen allzu gerne nachsehe. Empfohlen allen Hartgesottenen.

cnm 

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