SCHACHNOVELLE

SCHACHNOVELLE
Kinostart: 23. September 2021| FSK 12
Oliver Masucci - ⓒ 2020 Studiocanal/ Walker + Worm Film /Julia Terjung


Deutschland, Österreich 2020

Genre: Drama, Literaturverfilmung
Länge: 110 Min.
Regie: Philipp Stölzl
Buch: Eldar Grigorian
Nach: Stefan Zweig (Novelle, erschienen 1941)
Darsteller: Oliver Masucci, Albrecht Schuch, Birgit Minichmayr, Rolf Lassgård, Andreas Lust, Samuel Finzi, Lukas Miko, Johannes Zeiler, Joel Basmann u.a.
Kamera: Thomas W. Kiennast
Schnitt: Sven Budelmann
Kulissen: Matthias Müsse
Kostüm: Tanja Hausner
Musik: Ingo Frenzel

Wien, 1938: Österreich wird vom Nazi-Regime besetzt. Kurz bevor der Anwalt Josef Bartok mit seiner Frau Anna in die USA fliehen kann, wird er verhaftet und in das Hotel Metropol - Hauptquartier der Gestapo - gebracht. Als Vermögensverwalter des Adels soll er dem dortigen Gestapo-Leiter Böhm Zugang zu den ihm anvertrauten Konten ermöglichen. Da Bartok jedoch die Kooperation verweigert, kommt er in Isolationshaft. Während der langen Zeit im stillen Raum und ohne jede Ansprache findet er eines Tages einen Weg, sich vor dem Wahnsinn, einem unkontrollierbaren Durchdrehen zu bewahren und die Folter psychisch zu überleben. (Nach der Erzählung von Stefan Zweig)

Bei einem derart hoch budgetierten Film, bei einem so legendären Stoff wie der Schachnovelle ist die Gefahr groß, dass das Projekt an der eigenen Hochglanzfassade zerschellt. Und zunächst hat es auch den Anschein, als habe das Hauptaugenmerk auf  satt ausgestatteten Kulissen, auf bombastischen Außenaufnahmen (beispielsweise von alten Schiffen) gelegen. Doch Regisseur Stölzl hat einen Plan und ein Händchen für die Essenz der Novelle. Sein Hauptdarsteller Oliver Masucci und dessen sadistisches Gegenüber, kongenial gespielt von Albrecht Schuch bieten darstellerische Leistungen, die alles durchdringen, uns packen und fesseln, wie es nur selten - bzw. bei der Lektüre brillanter Schriftsteller - der Fall ist. Die Tour de Force des Eingesperrten überträgt sich sukzessive auf uns und macht die Formen brutalster Willkür einer Diktatur beinahe körperlich spürbar. Das ist eine Ausnahmeleistung, das ist sensationell - im Spektrum der uns vorm rechten Extrem warnenden Produktionen ein Glanzlicht! Sollten Sie nach langer Zeit der Kinoabstinenz den passenden Film suchen (und starke Nerven mitbringen), ist dies meine Empfehlung.

Verfilmung der erfolgreichen Novelle von Stefan Zweig: eine Geschichte um die Ohnmacht einer Diktatur gegenüber Individuen mit Haltung; ein Film wie eine Naturgewalt. Absolut sehenswert.

cnm
 
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