SUN CHILDREN

SUN CHILDREN 
Originaltitel: Khorshid | Filmstart: 05.05.2022 | FSK 12
v. l. Abolfazl (Abolfazl Shirzad), Reza (Mani Ghafouri), Mamad (Mahdi Mousavi), Ali (Rouhollah Zamani)
© Majidi Film Production


Iran 2020
Genre: Drama
Länge: rund 100 Min.
Regie: Majid Majidi
Buch: Majid Majidi, Nima Javidi
Cast: Rouhollah Zamani, Ali Nasirian, Javad Ezzati, Tannaz Tanatabaie, Shamila Shirzad, Abofazi Shirzad, Mani Ghafouri u.a.
Kamera: Hooman Behmanesh
Schnitt: Hassan Hassandoust
Musik: Ramin Kousha

Der zwölfjährige Ali und seine Freunde sind ganz normale Kleinverbrecher. Sie entfernen zum Beispiel Autoräder von teuren Schlitten in Parkhäusern und machen damit Geld. In einer kleinen Werkstatt haben sie gut zu tun mit Metall und Gummi, bessern aus, setzen neu zusammen. Irgendwoher muss das Geld kommen, denn sie unterstützen ihre Familien, alle desolat, traumatisiert, krank - nicht wenige sind bereits tot oder einfach verschwunden. Dann plötzlich ergibt sich die Aussicht auf ein Vermögen, als ein mafiöser Alter - ebenfalls namens Ali - die Clique bittet, sich in die gemeinnützige "Sun School" aufnehmen zu lassen und von dort aus heimlich einen unterirdischen Tunnel Richtung Friedhof freizulegen, wo seit langem ein Schatz begraben liegt. Auch wenn die vier mit viel Geschick und ideenreich vorgehen, ist der Weg zu ihrem Ziel mehr als steinig.

Dem erfahrenen Regisseur Madjidi ist mit Sun Children ein ernsthafter Film über Kinder in Arbeit (und Verzweiflung) gelungen, der in keiner Weise belehrend oder weinerlich ist, sondern erstaunlich packend und unterhaltsam. Allein ins Casting hat investierte er vier Monate, bis alle Rollen - teils mit Kindern von der Straße, die noch nie zuvor gespielt hatten - besetzt waren. Anders, als Trailer oder Plakate suggerieren könnten, ist seine Erzählung kein bisschen naiv, auch handelt es sich nicht um eine frühe Romanze. Der Grundton ist hier immer der Kampf ums Überleben, die Sorge um die Familie und die Kumpels und, natürlich das Aufrechterhalten einer betonierten Solidarität.

Neben den Schauspielleistungen ist besonders die punktgenaue Kameraarbeit und die Wahl der Kulissen (die meisten authentisch, die Tunnelszenen zwar gebaut aber ebenbürtig "echt") sowie der präzis sparsame Einsatz von hochemotionaler Musik gelungen. Als leise Kritik möchte ich anmerken, dass mir der epische Schnitt zuweilen doch etwas zäh vorkam, was bei den nicht gerade wenigen sehr schrillen Szenen etwas anstrengend werden kann.

Facettenreicher, dicht und faszinierend gemachter Film über das Leben von Kindern in Arbeit - mit dem vielversprechenden Talent Rouhollah Zamani in der Hauptrolle. Bereits zu Beginn des Films jenen hundertmillionen betroffenen Kindern gewidmet. Sehenswert!

cnm

Querverweis auf: Capernaum - Stadt der Hoffnung, besprochen in meinem Blog.

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