ES GEHT UM LUIS

ES GEHT UM LUIS ★★★★½
Start: 23.01.2025 | FSK 12
Natalia Rudziewicz, Max Riemelt | © Across Nations



Deutschland 2024
Genre: Drama
Länge: 98 Min.
Regie: Lucia Chiarla
Buch: Lucia Chiarla
Nach: Paco Bezerra (Theaterstück "Das kleine Pony")
Casting: Karimah El-Giamal
Cast: Max Riemelt, Natalia Rudziewicz u.a.
Kamera: Christoph Iwanow
Schnitt: Aletta von Vietinghoff
Musik: Mario Weise

Constanze sitzt als aufstrebende Architektin im Büro, ihr Mann Jens fährt Taxi, der 10jährige Sohn Luis geht zur Schule. Die Eltern arbeiten hart, um über Wasser zu bleiben, doch die Situation verspricht keine baldige Entspannung; gerade noch schaffen sie einen straff organisierten, halbwegs reibungslosen Alltag und liebevollen Umgang miteinander. Doch die Belastungsprobe wird existentiell, als sich die Schule wiederholt meldet, weil es Probleme mit dem Jungen gebe. Der wird, man glaubt es kaum, wegen seines lilafarbenen und mit Einhörnern geschmückten Ranzens gemobbt. Die Schulleitung empfiehlt den Eltern, eine Anpassung vorzunehmen. Während der Vorschlag der Mutter keine Kopfschmerzen bereitet, reißt dem Vater schon bald der Geduldsfaden. Die Gespräche im Wagen eskalieren, ebenso die alltäglichen Kämpfe an sämtlichen anderen Fronten. Und wo bleibt Luis?

Die zweite Regiearbeit nach Reise nach Jerusalem der Regisseurin Lucia Chiarla fußt auf dem Theaterstück Das kleine Pony von 1978, das wiederum einer wahren Begebenheit eines unter Mobbing leidenden Jungen in den USA folgt. Der Mikrokosmos ist in diesem Fall keine Theaterbühne, sondern hauptsächlich das Taxi des Vaters, in dem und neben dem diskutiert und gestritten wird. Das verblüffende Konzept sowohl des Stücks als auch der Verfilmung ist die körperliche Abwesenheit des Jungen, um den es geht. Das ist ein so vielsagendes wie starkes Konzept, denn wie oft wird über "problematische" Kinder/Jugendliche diskutiert und dabei über ihre Köpfe hinweg entschieden, anstatt sie direkt anzusehen und -zusprechen.

Es geht um Luis zeigt deutlich, wie das Wohl der Kinder unter dem existentiellen Druck von Eltern in deren Lebensmitte, unter den vielen gesellschaftlichen Ansprüchen und unkontrolliert sich entladender Frustration anderer Kids (also dem Mobbing) auseinander bricht. Zwar gelingt es in dieser Umsetzung streckenweise arg überdramatisiert, plakativ und szenenweise auch unnötig über-erklärt, doch gelingt der Großteil der Filmstrecke lebendig, vibrierend und setzt einen selbst unter Strom. Interessant, dass eine Textvorlage aus den 1970er Jahren derart aktuell wirkt: mit dieser Geschichte richtet die Regisseurin ein Schlaglicht auf die scheinbar kleinen, alltäglichen Momente, an denen die Demokratie Risse bekommt.

Ich wünsche diesem intensiven und kontroversen Film viele Zuschauer, denn der Schutz der Kinder bzw. Jugendlichen und die Ermöglichung ihrer inneren Freiheit sollte zu unseren ersten Anliegen gehören!

cnm 

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