ELLBOGEN
ELLBOGEN ★★★★½☆
Filmstart: 05.09.2024 | FSK 12
Deutschland 2024
Genre: DramaLänge: 86 Min.
Regie: Aslı Özarslan
Buch: Claudia Schaefer, Aslı Özarslan
Nach: Fatma Aydemir (Roman)
Casting: Manolya Mutlu
Buch: Claudia Schaefer, Aslı Özarslan
Nach: Fatma Aydemir (Roman)
Casting: Manolya Mutlu
Cast: Melia Kara, Jamilah Bagdach, Asya Utku, Nurgül Ayduran, Doǧa Gürer, Mina Özlem Saǧdiç, Jale Arikan, Ali Emre Șahin, Idil Baydar u.a.
Kamera: Andaç Karabeyoğlu-Thomas
Schnitt: Ana Branea, David J. Achilles
Musik: Delphine Mantoulet
Kamera: Andaç Karabeyoğlu-Thomas
Schnitt: Ana Branea, David J. Achilles
Musik: Delphine Mantoulet
Was ist, wenn du nirgendwo zuhause bist? In Deutschland zu türkisch, in der Türkei zu deutsch? Das Problem ist kaum lösbar! Hazal lebt in Deutschland, und ihr sehnlichster Wunsch ist, eine Chance im Leben zu bekommen. Trotz vieler Bewerbungen wird sie zu
keinem einzigen Gespräch eingeladen. Stattdessen sitzt sie in einer Bildungsmaßnahme vom
Job-Center fest, wo sie sich immer wieder auf ihren Platz in der Gesellschaft verwiesen sieht. Aber an ihrem 18. Geburtstag fühlt
sich Hazal stark. Es soll nochmal wie in alten Zeiten sein, als sie und ihre Freundinnen dachten, sie könnten
alles erreichen, solange sie nur zusammenhalten. Als sie in der Schlange vor einem hippen Club stehen, ahnt die junge Frau, dass sie auch hier nicht hingehört. Und sie behält recht: der Türsteher lässt
sie abblitzen. Auf dem Heimweg werden die Frauen von einem hemmungslos übergriffigen Studenten belästigt. Die
Situation eskaliert, die Wut wegen permanenter Ablehnung eruptiert in eine folgenschwere Situation.
Hazal flieht überstürzt nach Istanbul, in eine fremde Welt in einem ihr unbekannten Land. Dort muss sie allein überleben, koste es was es wolle. Die Fernbeziehung, die ihr Obdach gibt, erweist sich leider als Vollpfosten...
Die Story einer verzweifelten Heimatlosen wurde von Aslı Özarslan lebendig, atmosphärisch stimmig und dramaturgisch spannend aufgezogen. Eine Identifikation mit der Hauptfigur fällt hier weitgehend leicht, und wenn einmal nicht, klebt man doch an Hazal und ihrem Schicksal. Es ist frappierend, wie aus kleineren Versäumnissen größere Missstände und Katastrophen erwachsen, weil sich Unmut angestaut hat, der ein Ventil brauchte, damit die Ohnmacht einen nicht erstickt.
Zwar gelingt die Inszenierung nicht durchweg auf den Punkt, wirkt hier und da ein wenig unbeholfen, dafür kommen einige Szenen aber umso stärker, interessanterweise vornehmlich die, in denen es keinen Dialog gibt und doch alles "gesagt" ist. Ähnlich wie im Drama Systemsprenger (Deutschland 2019, R.: Nora Fingerscheidt) bietet die Regisseurin weder einfache Antworten noch Wertung noch Lösungen an; wie dürfen die verzweifelten Fragen, die hier exemplarisch für tausende gestellt werden, mitnehmen und selbst Stellung dazu beziehen.
Ein intensiver, relevanter und wertvoller Film, der sehr neugierig macht auf die kommenden Arbeiten von Aslı Özarslan. Bestens geeignet für den Schulunterricht.
cnm
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